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Dennis Novato aus Pfalzen / Triest

„Für mich muss Musik aus dem Herzen kommen.“

Denis Novato ist Vollblutmusiker. Der 45-Jährige ist Weltmeister auf der diatonischen Harmonika und schenkte kürzlich dem Papst eine Ziehorgel.

Herr Novato, wurde Ihnen die Musik in die Wiege gelegt?
Eigentlich nicht. Als Kind spielte ich Fußball und versuchte mich auf der Ziehharmonika, allerdings zeigte sich da kein herausragendes Talent. Mir schwebte auch nicht eine Musikerkarriere vor, sondern ich ließ mich im Wirtschafts- und IT- Bereich ausbilden.

Warum hat gerade die Ziehharmonika Ihr weiteres Leben bestimmt?
In unserer Familie lief im Radio meist Musik von den Oberkrainern, sie brachte Fröhlichkeit ins Haus und so wuchs mein Wunsch, einen Musikunterricht zu besuchen. Mit der Zeit erkannte ich das riesige Potential der diatonischen Harmonika, es fesselte mich und ließ mich bis zum heutigen Tag nicht mehr los. Die Diatonische wird meist mit Volksmusik verbunden und bespielt im Sinne des Wortes nur ein gewisses Genre. Meines Erachtens wird das Instrument aber weit unterschätzt und ich sehe es als meine Mission, die Harmonika in all seiner Vielfältigkeit an musikalischen Ausdrucksformen in die Welt zu tragen.

Daraus entstanden auch die Italkryner?
Da ich in Triest geboren bin, an der Grenze zu Slowenien, erfuhr ich den Zugang zu diesem Kulturkreis. Mit den Italkrynern wollte ich eine Fusion zwischen alpenländischer und italienischer Musik schaffen. Ich arrangierte Hits von Zucchero, Celentano oder Al Bano in einen Oberkrainer Sound. Das Projekt war sehr erfolgreich, die Pandemie hat es dann leider etwas eingebremst. Durch die eingeschränkten Auftritte gebe ich vermehrt auch Unterricht auf der Harmonika.

Sie treten hauptsächlich als Solist auf?
Ich stehe immer wieder mit den Alpenoberkrainern oder den Mosskirchnern auf der Bühne, ich spiele im Trio, mit Orchestern und Bid Bands. Hauptsächlich trete ich aber als Solist auf. Ich habe aber das Gefühl, dass meine Musik im eigenen Lande weniger Anerkennung findet als im Ausland, denn meine Tourneen bringen mich um die ganze Welt.

Sie komponieren auch?
Es sind wohl über 200 Kompositionen, die ich mittlerweile für die diatonische Harmonika geschrieben habe. Daraus entstanden auch meine 35 Albums, sie sind sehr erfolgreich und einige davon erhielten sogar Schallplatten in Gold und Platin für meist verkaufte Alben. Es war mir auch eine Freude und Ehre, einige Stücke für Kanadas Polka-King Walter Ostanek zu schreiben und aufzunehmen; er erhielt immerhin 3 Grammys in der Sparte Volksmusik und wurde 21-mal für den Grammy nominiert, 2008 auch mit einem Stück von mir.

Wie wird man Weltmeister auf der Harmonika?
Durch viel Übung am Instrument und auch, das technische Vermögen in eine gefühlvolle Musik umzusetzen und mit dem Herzen auszudrücken. Die Auszeichnung bereitet mir große Freude und verschaffte mir einen noch größeren Bekanntheitsgrad, was aber nicht heißt, dass sich mir somit automatisch die Tore zu Welt öffnen.

Kürzlich schenkten Sie dem Papst Franziskus eine steirische Harmonika. Wie kam es dazu?
Bereits zum dritten Mal stand ich dem Papst gegenüber und diesmal hatte ich die Idee, ihm eine Harmonika zu schenken; diese wurde übrigens extra für ihn angefertigt. Franziskus zeigte sich sehr gerührt und bat mich, ein Stück zu spielen. Dem Papst in die Augen schauen und mit ihm sprechen zu dürfen, ist immer ein emotionales Erlebnis und ich darf mich glücklich schätzen, dass mir diese Ehre zuteilwurde. Ich finde auch, dass durch dieses Ereignis, das Instrument an sich nochmal besondere Aufmerksamkeit erfahren hat.

Was bedeutet für Sie die Volksmusik?
Sie begleitet mich durchs Leben. Wenn es mir mal nicht gut geht, gibt sie mir Kraft und baut mich auf, sie ist für mich wie Medizin. Wie in anderen Stilrichtungen auch, gibt es natürlich gute und schlechte Volksmusik.

Was hat Sie ins Pustertal verschlagen?
Die Musik brachte mich ins Pustertal und das Herz ließ mich bleiben. Ich liebe die Landschaft und die Kultur. Die Menschen sind arbeitsam, können aber auch gut feiern. Sich als Pusterer zu fühlen ist nicht ganz einfach, wenn du am Meer geboren bist, meine slowenischen Wurzeln haben aber viel mit der Lebensweise Südtirols gemein. Ich liebe es, mich in andere Kulturkreise hineinzuleben und spreche fünf Sprachen, damit ich verstehe, wie Menschen denken und fühlen.

Wie füllen Sie Ihre Freizeit?
Ich höre viel Musik im Radio, um mich am Laufenden zu halten, was es Neues auf der Welt gibt. Auch bin ich wandernd in den Bergen unterwegs oder mach es mir daheim gemütlich. Am Schönsten für mich ist es, bei den Menschen zu sein, die mich lieben und die ich liebe. (IB)