“Was man gern tut, macht man gut.“
Terenten hat einen Vize-Weltmeister! Und zwar den 21-Jährigen Matthias Grunser. Er holte als Zimmerer bei den Berufe-Weltmeisterschaften in Russland eine Silbermedaille nach Südtirol.
Vize-Weltmeister zu sein – wie fühlt sich das an?
Es ist das Ergebnis meiner letzten vier Jahre vollsten Einsatzes. Ja, natürlich freue ich mich gewaltig! Und ich danke allen, die mich in dieser Zeit unterstützten. Meine ganze Freizeit, mein ganzer Urlaub ging mit dem Training drauf, ich fokussierte mich voll auf die WM.
Warum nahmen Sie an der WM teil?
2016 bei der Landesmeisterschaft der Zimmerer in Bozen sowie bei der Europameisterschaft in Basel gewann ich die Bronzemedaille. Diese Wettbewerbe fand ich spannend, weshalb ich weitertrainierte in der Hoffnung, einmal bei der Weltmeisterschaft teilnehmen zu können. 2017 nahm ich wieder bei der Landesmeisterschaft und der EM in Luxemburg teil und durfte aufgrund der Erfolge heuer zur WM.
Ich sah dies als einmalige und für mich auch als letzte Chance, da man nur bis zum Alter von 22 Jahren teilnehmen darf. Mein Trainer bestärkte mich, dass ich das Potential für erste Plätze hätte. Warum sollte ich also diese Chance nicht ergreifen?
Wie kann man sich das Training vorstellen?
Zimmern bedeutet für mich nicht nur Arbeit und Beruf, es ist meine Leidenschaft. Ich hatte das Glück, dass mich mein Chef oft freistellte und mir Zeit zum Trainieren ließ. Von Jänner bis August dieses Jahres trainierte ich sicher 20 Wochen.
Mit meinem Trainer übten wir Arbeitsvorgaben früherer Wettbewerbe. Es geht darum, die technische Fertigkeit zu verbessern und einen gewissen Automatismus zu erlangen.
Und wie lief dann die WM in Russland?
Anfangs war ich schon nervös, aber durch das Mentaltraining, das wir erhielten, hatte ich mich gut im Griff. Technisch waren ja mehr oder weniger alle Teilnehmer auf demselben hohen Niveau, es zählt also, wie du im entscheidenden Moment die Arbeit am besten umsetzt und wie du mit Stress, Fehlern und Blockaden umgehst. Die Aufgabenstellung war die Konstruktion eines Gartenhauses, eine Art Pavillon, in einer komplizierten Modulbauweise und mit einer schwierigen Dachkonstruktion. Die 15 Kandidaten waren alle sehr stark. Gewonnen hat Deutschland. Den 2. Platz belegten neben mir Frankreich, Korea und die Schweiz. Für mich aber wäre es ein Gewinn auch ohne Medaille gewesen. Was ich nämlich an technischer und menschlicher Erfahrung mitgenehmen kann, ist enorm. Es gab mir Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und Persönlichkeitsbildung. Das alles kommt mir im Leben und in der Arbeitswelt zugute.
Wie kamen Sie überhaupt zu dem Beruf?
Die Freude an der Zimmerei wurde mir in die Wiege gelegt. Mein Vater hatte einen Zimmereibetrieb und schon als Kind trieb ich mich in der Werkstatt herum und schaute meinem Vater zu. Für mich stand schon immer fest, dass ich in seine Fußstapfen treten würde. Meine Eltern drängten mich aber nie, es war mein ureigener Wunsch. Ich besuchte dann die Berufsschule und absolvierte meine ersten zwei Lehrjahre im Betrieb meines Vaters. Dann allerdings gab mein Vater den Betrieb auf und ich arbeitete nachher in der Zimmerei Rieder, wo ich heute noch bin. 2016 schloss ich die Lehre als Geselle mit Auszeichnung ab. Im selben Jahr begann ich mit den Wettbewerben.
Ihre Empfehlung an junge Leute in beruflicher Hinsicht?
Ich kann die Arbeit im Handwerk nur empfehlen. Du verdienst ein gutes Geld, hast eine schöne Arbeit und siehst am Ende des Tages, was du geleistet hast. Dieses sichtbare Ergebnis aus deiner Hände Arbeit hast du vor allem beim Handwerk. Du kannst die Kunden beraten und sie freuen sich über das, was du geschaffen hast. Vor allem aber rate ich: Mach, was du gern tust und das mit vollem Einsatz und mit Begeisterung, dann kommt auch was Gutes heraus.
Würde es Sie interessieren, einen eigenen Betrieb zu führen?
Von der Arbeit her, ja. Was mich aber wirklich davon abschreckt ist der ganze Bürokratismus, das ganze „Gezettle“, das wird einfach immer schlimmer. Ich denke, andere junge Leute sehen das genauso und das ist schade.
Wie sehen Sie die Ausbildung im Handwerk in Südtirol?
Die praxisbezogene Ausbildung ist auf einem guten Niveau, da können wir uns mit anderen Ländern messen. Ein Problem sind die Sprachen, wenn man bedenkt, dass ich in der Berufsschule kein Englisch hatte. Das bräuchte es unbedingt, vor allem Konversation.
Wo findet man Sie, wenn Sie nicht arbeiten?
Draußen in der Natur, im Sommer beim Bergsteigen und im Winter auf Skitour. Das genieße ich, allein oder mit Freunden unterwegs zu sein und Spaß zu haben. Ich bin auch AVS Jugendleiter, bei der Freiwilligen Feuerwehr und bei den Junghandwerkern in Terenten. Es freut mich, wenn ich mich ehrenamtlich für die Dorfgemeinschaft einsetzen kann. (IB)
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